Freitag, 1. November 2019

Aufschieben, Verzögerung und Stagnation - Tag 652


Wow, einfach nur wow...dieses hier ist einer dieser wirklichen WTF punkte in die ich immer wieder “schlittere” oder hinein-dappe und dann stecken/hängen bleibe für eine ganze Weile, bis mir wieder klar wird “ICH muss mich bewegen”.

Ein lang-anhaltender Punkt von Unzufriedenheit und Frustration in meinem Leben ist der von mangelnder Bewegung und Aktion, einmal was die Kreation und Ausgestaltung meines eigenen Lebens betrifft, also meiner Lebensumstände und zum anderen meiner sozialen Kontakte und generell Aktivitäten...Ich verfalle so einfach in eine Art Lethargie und Untätigkeit einen Widerstand dagegen, die “Welt da draußen” zu erforschen und aktiv zu sein...wenn ich in diesem Punkt/Muster bin, scheint es auch total gerechtfertigt (weil aus irgendwelchen Gründen nicht anders möglich) nichts zu tun, zu ändern und einfach nur so vor-mich-hin-zuleben, wohl eher “vormichhinzuschieben”...alles was ich gern tun möchte/wollte wird irgendwie aufgeschoben, weggeschoben und nie wirklich gemacht.

Es ist nicht so, dass es mir an Phantasie fehlt – es fehlt die Umsetzung, die Handlung. Ich kann hier auch nicht hart mit mir selbst sein oder frustriert...bzw. Mich selbst strafend...es ist ein massiv eingefleischter Punkt/eingefleischtes Muster in meinem Leben und in der Tat ist es etwas “völlig neues” für mich mein Leben zu gestalten/kreieren.

Was zu diesem wiederkehrenden Muster von Aufschieben und Untätigkeit beiträgt ist, die kläffende Diskrepanz zwischen meiner Idealvorstellung und der Realität meines Lebens...und der Weg bzw. Die Schritte von denen ich sehe oder auf einer unterbewussten Ebene verstehe, das ich sie GEHEN muss, um das zu verwirklichen was ich als Potential sehe oder mir wünsche.

Es ist ziemlich interessant und extrem zugleich, denn es ist als habe ich “helle Momente” und das Gewahrsein davon was ich zu tun habe/tun kann und dann verfalle ich in “tiefe Umnachtung” und mir wird erst viel später wieder klar was der Punkt ist – sogar jetz in diesem Schreiben kommt der eigentliche Punkt erst jetzt raus:

Es ist meine Beziehung zu/mit Beziehungen. Ich habe mir noch nie in meinem Leben “selbst” einen Freundeskreis oder Bekannte/Freunde oder Beziehungen “gesucht” oder diese etabliert/kreiert und nur in sehr limitiertem Maße “gestaltet” - genau an diesem Punkt bin ich allerdings jetzt und auch seit etwa einem Jahr – bis jetzt waren die Beziehungen in meinem leben immer “einfach da” oder “haben sich ergeben” und ich habe in der Form damit interagiert, dass ich das ich die Leute und mich selbst so “gelassen/akzeptiert habe wie wir sind” - Das letzte stimmt nicht ganz, da sich dies mit meinem Prozess schon verändert hat über die Jahre, allerdings waren die Leute die ich kennengelernt habe und die zu Freunden wurden, entweder Kollegen oder Freunde von meiner damaligen Partnerin o. Freunden...

Es ist auch nicht so, dass ich keine Beziehungen oder Kontakte knüpfen kann...aber ich war nie/selten der Initiator von Freundschaften/Bekanntschaften...nun bin ich definitiv mit diesem Punkt konfrontiert, und es fühlt sich etwas/ziemlich hoffnungslos/verzweifelt an, da ich “keine Ahnung habe wie man so etwas macht”...beziehungsweise wie gesagt, war ich nie/selten der initiator und eher immer der der “abgeholt wurde”. Eine darin verschachtelte Dimension ist das ich wie gesagt auch in meinem “eigenen Leben” dazu zu neigen darauf zu warten das “etwas passiert” - es ist auch der Punkt an dem ich ANFANGEN muss, denn sonst können Beziehungen zu anderen leicht zu einer “Flucht” oder Versteck werden...was ich momentan aber nicht sehe...aber ich sehe diese Möglichkeit.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe mich als Außeinseiter oder Beobachter meines eigenen Lebens wahrzunehmen und zu erfahren.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe immer wieder in Lethargie, Teilnahmslosigkeit und Apathie zu verfallen anstatt in meinem Leben gestalterisch tätig zu werden.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe mich einsam zu fühlen und unfähig Freundschaften oder effektive physische Beziehungen mit den Menschen in meiner Umgebung zu schaffen – anstatt zu sehen, erkennen und verstehen dass in meiner Welt/Realität in Wirklichkeit einige Beziehungen sind die effektiv und cool sind – allerdings bestimmte Zwecke erfüllen und bestimmte Teile/Punkte in mir, ich reagiere weil es keine Beziehung gibt die bestimmte Teile/Aspekte von mir erfüllt die ich in Wirklichkeit selbst erfüllen muss/sollte.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe mich gehindert zu fühlen mein Leben so zu gestalten wie ich es mir wünsche – anstatt zu sehen, erkennen und verstehen, dass ich mir nicht wirklich die Mühe mache, dies zu tun.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe mein Leben aufzuschieben.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe immer wieder in den Punkt Aufschieben und Prokrasitnation zu gehen und daran teilzunehmen, obwohl eins klar ist: Das Leben wartet auf niemanden und der Tod steht immer bevor.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe nicht zu sehen, erkennen und zu verstehen, dass Punkte/Situationen/Momente in denen ich meine Untätigkeit mit externen Punkte/Personen/Situationen begründe, zum Beispiel, dass ich erst auf sie/ihn warten sollte und noch nicht anfangen kann weil dies oder jenes angeblich noch nicht geht – so gut wie immer Illusionen sind durch die ich das Muster von Aufschieben/Prokrastination rechtfertige.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu warten und nicht praktisch tätig zu sein und zu werden, weil mir andere in einem Moment sagten, als ich sie um Rat bat, dass sie “es auch nicht wissen” und “die Person die es weiß ist jetzt nicht da” und kommt in einigen Wochen wieder.

Es gibt ein berühmtes Zitat von Mike Tyson das ich langsam anfange zu verstehen: “Jeder hat einen Plan, bis ich ihm ins Gesicht schlage”.

Es symbolisiert sehr schon die Diskrepanz zwischen “Mind/Bewusstseins-Realität” und “Physischer Realität” - Im Mind/Bewusstsein sieht alles einfach aus, geht schnell, ist ISTANTANIOUSLY hier – nur weil ich es “sehen kann”, doch etwas im Physischen zu tun/umzusetzen/machen ist eine andere Geschichte: Nicht das es umbedingt schwieriger wäre oder unangenehm – aber die beiden sind meist nicht kongruent, nicht vergleichbar, einfach weil Bewusstsein/Mind als GEDANKEN, Gefühle und Emotionen LIMIERT ist, und die unglaubliche komplexität des Physischen nicht erfassen, kalkulieren oder kalibrieren kann. In manchen Punkten hilft nur eins – die physische Erfahrung. Und die selbst-bestimmte Handlung, Selbst-Ausrichtung und Selbst-Meisterschaft darin – im Physischen.

Passend dazu, sah ich auch ein kleines Martial-Art Video über das “Phänomen”, dass derzeit sehr viele chinesische Videos von MMA Kämpfen auf Youtube auftauchen, in denen sogenannte “Kungfu-Meister”, hoch-dotierte, hochrangige Meister einer bestimmten, technischen Kampfkunst gegen Mixed-Martial-Art Kämpfer antreten und oft innerhalb kürzester Zeit K.O. geschlagen werden und zu Boden gehen – der Kommentator brachte die Ursache auf den Punkt: Die MMA Kämpfer sind trainierte Kämpfer, die mit tatsächlichen physischen Kämpfen und Wiederstands-training in Form von echten Kämpfen Erfahrung haben, wohingegen die “Kungfu-Meister” ihre Kampfkunst zwar perfekt beherrschen, aber nur “theoretisch”, ihnen fehlt die Erfahrung echter physischer Kämpfe in denen es rabiat und rücksichtslos zur Sache geht und tatsächlich zugeschlagen wird.

Dieses Muster von Scheinsicherheit in der eigenen Komfort-Zone wird dann zum Selbst-Läufer, weil man sich darin “wohl” und sicher fühlt und vermeiden will Erfahrungen von Unsicherheit, “Fehlern” und Anstrengung zu begegnen, die angeblich ausserhalb der Komfort-Zone lauern. Derweil bin ich nur wirklich lebendig wenn ich über die Komfort-Zone hinaus gehe und hier kommt die dimension des physischen hinein: Manchmal muss man etwas 10.000 mal MACHEN um es zu perfektionieren – manchmal muss man 10.000 mal gegen die Selbe Wand schlagen, bis sie einstürzt, und manchmal ist es viel einfacher...weil es nur (noch) ein einziges Mal braucht, weil man schon 9999 male hinter sich hat lol - das Physische/der Körper wird dem nicht müde, oder übertrüssig...das Herz schlägt jeden Tag, jeden Moment aufs Neue, immer wieder immer weiter – bis es nicht mehr schlägt...Deshalb fordere ich mich weiter dazu auf, jeden Tag zu tun was möglich ist um jeden Tag zählen zu lassen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen