Sonntag, 7. Februar 2016

Alles Alleine Machen - Tag 617

In diesem Blog soll es um den Punkt gehen, dass ich „immer alles alleine machen will“. Momentan ist dieser Punkt noch etwas diffus und unspezifisch, wahrscheinlich auch da ich schon öfter über den Punkt „Allein sein“ geschrieben habe. Aber noch nicht so sehr über das „Alleine machen“.

Also worum geht es...? Ich habe bemerkt, unter anderem da ich in den letzten Jahren mehrere Arbeitsstellen hatte und mich jeweils neu einarbeiten musste, dass ich dazu tendiere die Dinge oder meine Arbeit „für mich selbst machen zu wollen“ - ich mag es nicht wenn mir ständig jemand zusieht, hilft oder mir die Dinge/Arbeiten erklärt. Wo ich andere zusammenarbeiten und um „Hilfe/Unterstützung“ fragen sehe, und auch selbst ganz gerne helfe, würde mir „nie einfallen andere um Hilfe/Unterstützung“ zu bitten/fragen...in dieser Formulierung schwingt schon eine gewisse Überheblichkeit mit. Ich kann eine „Verachtung/Geringschätzung“, mir selbst gegenüber, ausmachen wenn ich mir vorstelle andere um Hilfe/Unterstützung zu bitten, ein definitiver Ego-Punkt.

Ich nehme es als „Schwäche“ war andere um Hilfe/Unterstützung zu bitten, so als würde ich es selbst/allein nicht schaffen. Es geht auch darum, dass ein anderer eine bessere Lösung haben oder etwas besser machen könnte als ich – ich will mich sozusagen nicht gezwungen fühlen ein besseres System oder eine bessere Lösung von einem anderen anzunehmen.


Auf der anderen Seite sehe ich es als positiv und eine „Stärke“ von mir, die ich bereits an mancher Stelle lautstark herausgestellt habe, dass ich Dinge alleine herausfinden, durchmachen und mir aneignen kann...dass ich mir Dinge/Arbeitsweisen selbst „aneignen“ kann ohne dauernd andere „zu brauchen oder fragen zu müssen – man könnte auch sagen ich mache Dinge gern „auf eigene Faust“. Ich habe eine gewisse Zuversicht und Selbstbewusstsein aufgebaut, wenn es um meine „Arbeitsweise“ geht, oder genauer die Art und Weise wie ich Dinge „mache“, dass ich „durchkomme“ und „es schaffe“. Diese Zuversicht/dieses Selbstbewusstsein ist aber nicht echt. Sie existiert nur wenn ich Dinge „alleine“ mache, wenn mir niemand „reinredet“ oder „dazwischen gschaftelt“...ok, hier sehe ich einen möglichen Ansatz zur späteren Korrektur und Veränderung, sowie eine Quelle dieser Energien und Muster in mir. Wie wäre es denn, die Beteiligung anderer anstatt als „Störung, mögliche Fehler- und Ablenkungsquelle“, als potentielle Bereicherung und Möglichkeit zur Selbst-Verbesserung zu erkennen? Als Möglichkeit zusammen etwas besseres hervorzubringen als es jeder einzelne Alleine könnte?

Der Punkt ist offensichtlich, „allein“ sind meine Fähigkeiten, mein Wissen, meine Techniken, meine Worte, meine Möglichkeiten...ist mein Potential in jeder Beziehung sehr beschränkt... auf genau das,was ich denke und glaube ohnehin schon zu „sein“, zu kennen und zu wissen. Wenn ich mich immer nur auf das beziehe was ich bereits kenne, weiß und glaube zu sein, gibt es kein Wachstum, keine Expansion, keine Integration...es kann keine Offenheit und Verletzlichkeit geben.
Es gibt wirklich wichtigeres, als immer zu denken und zu glauben, ich sei überlegen und das Gefühl von falschem Selbstbewusstsein, welches auf einer konditionierten Art und Weise beruht, Dinge/Aufgaben in einem sehr beschränkten Bereich anzugehen und zu erledigen. Echtes Lernen wird dadurch verunmöglicht. Das alles trägt dazu bei, dass ich in meinem Wesen und meinen Selbstdefinitionen stagniere.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu denken und zu glauben „Ich muss alles alleine machen“.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe die Aufgaben und Arbeiten die ich habe oder mir gegeben wurden „alleine machen zu wollen“.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe die Dinge alleine machen und nicht abgeben zu wollen, da ich denke und glaube dass ich es am besten kann.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu denken und glauben andere könnten/würden die selbe Arbeit schlechter machen und daher sollte ich es gleich selber machen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich mir nicht erlaubt habe zu sehen, erkennen und zu verstehen dass ich anderen dauernd in einer Art von Überheblichkeit begegne, in dem Glauben ich kann/könnte es sowieso besser machen.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu denken und zu glauben dass diese Erfahrung von „Selbstbewusstsein/Selbstsicherheit“ dass ich alles ohnehin genauso gut/besser wie andere kann/könnte nicht real/echt ist, sondern eine Illusion. Ich habe es nie getestet oder in Frage gestellt.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe automatisch und standardmäßig anzunehmen, dass meine Art und Weise etwas (besonders meine Arbeit) zu tun die Beste ist.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu denken und zu glauben ich könnte vermeiden meine Mitmenschen zu verärgern oder zu nerven, wenn ich Dinge alleine mache und sie nie Frage.
Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe Angst zu haben meine Mitmenschen durch Fragen, zu stören zu nerven oder zu verärgern.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu denken und zu glauben ich störe und nerven meine Mitmenschen durch/mit meinen Fragen – daher bleibe ich lieber ruhig und versuche die Dinge für mich selbst herauszufinden, auch wenn dass viel länger dauert und/oder zu mehr Fehler führt.

Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe, dass ein Backchat „Ich frage lieber nicht, ich will nicht stören“ in mir aufkommt oder existiert.

Ich vergebe mir selbst, dass ich mir nicht erlaubt habe zu sehen, erkennen und verstehen, dass diese Angst durch Fragen zu stören oder zu verärgern aus meiner Kindheit stammt, wo ich beobachtet und erlebt habe dass meine Eltern und Lehrer bei mehrfachen Fragen genervt und ärgerlich wurden.


Ich vergebe mir selbst, dass ich zugelassen und akzeptiert habe zu denken und zu glauben „Ich muss alles alleine machen“ damit ich denken und glauben kann, dass ich mehr mache als andere und dass ich daher scheinbar besser/mehr/wichtiger bin.

TBC