Donnerstag, 23. August 2012

Tag 126: Weiter mit dem Ingenier-Charakter



Artwork Agniezka Dine
Der Lebensgefährte der Mutter meiner damaligen Partnerin hatte also einen ziemlichen Eindruck auf mich gemacht – Die Beziehung sah so aus das er unter der Woche über hundert Kilometer entfernt wohnte und um am Wochenende „zu Besuch kam“. Er fuhr einen schwarzen Mercedes und hatte meistens Anzug oder Hemden an. Insgesamt war das ein Lebensmodel das ich mir vorstellen konnte, er hatte „Stil“ in meinen Augen. Am Wochenende gingen die Erwachsenen jeden Tag mindestens einmal Essen und Trinken und wenn wir wollten konnten wir mitgehen. Die Läden in die wir dann zum Essen gingen waren meist gehobene Mittelklasse bis Luxus, aber immer irgendwie besonders, „ein Geheimtipp“. Er kannte „sich aus“ und zahlte natürlich auch die oft ziemlich hohen Rechnungen mit „Leichtigkeit“, Geld war nie ein Problem.

Ich merke das ich eifersüchtig bin und schreiben will, scheinbar kein Problem, aber in der Tat war er sehr großzügig mit den Menschen in seiner Umgebung eben auch mit meiner Partnerin und ihrer Mutter, sie wurden ein bis zwei mal im Jahr in Urlaub eingeladen, Karibik, Barbados und andere „Schöne Sachen“ – Generell, wie gesagt ich fand das mit der Zeit natürlich Cool und stilvoll und fing an verschieden Sachen zu imitieren – Was ich besonders Cool fand war das er sich immer alleine an die Bar an der Küche sezte, sich in einer nahezu religiösen Zeremonie „Wiskey-Cola mit Eis“ mischte und seine Zigarretten oder Zigarren rauchte – Oder Feuerzeuge sammeln, wo eine Feuerzeug über 1000 € kosten konnte, generell fing ich dann auch an, wie bei Rauchern üblich, eine Obsession aus dem Stil vom Rauchen und Rauchutensilien zu machen und saß oft in der Küche und machte Rauchringe, durch die ganze Küche wenn die Luft still war (rein war … ein Rückzugspunkt/ort)  – Ich fing an Feuerzeuge zu sammel, Zippos die in einer erschwinglichen Preisklasse waren, als Zigarettenmarke hab ich mich dann auf Luckies festgehirngewaschen – und fand auch den Stil so cool, nicht so ordinär wie Malboro oder Camel.

Die ganzen Sachen, das ganze Ausgehen, Essen, Luxus-Stuff war schon eine Überschwemmung für mein Hirn, auch wie man mit Geld einen ganze Atmosphäre schaffen und im Endeffekt sich Freude und andern Freude kaufen kann, wie man damit andere Menschen kaufen kann – Damals nahm ich das nicht so war, sondern fühlte mich erst extrem unterlegen und auch in Angst, aber als ich merkte „der ist ja gar nicht so, der ist cool“, was heißt das ich mich nicht beurteilt fühlte begann ich relativ schnell mich „daran zu gewohnen“ auch daran das wir zum Beispiel mit den Eltern am Tisch rauchen durften oder relativ bald (14-16) auch mit ihnen Alkohol drinken. Generell war in dieser Gesellschaft Alkohl und Trinken eine Andere Atmosphäre als wie ich es gewohnt war von meinen Eltern, Verwandten, wieder mehr „stilvoll“, lol wie Geld alles schönfärben kann. Das ist auch ein Punkt der mich recht beeindruckt hat und den ich nicht verstanden habe damals: Der Mann war immer „gut drauf“, kommunikativ, einen „Spruch auf den Lippen“ aber nicht großspurig/arrogant, „selbstbewusst“, selbstsicher etc. – Im Prinzip war es halt das Geld und auch seine Position die im diese „Sicherheit“ gab, etwas das ich als „Unbeschwertheit“ wahrnahm.

Er arbeitete in einem großen Bauteilzulieferunternehmen und hatte eben Ingnieur studiert, ich glaube Maschinienbau, und war nun nach vielen Jahren in einer Position gelandet wo er sehr „wichtig/wertvoll“ für das Unternehmen war und laut der Partnerin um die zehntausend € im Monat verdiente. Lol, so was bleibt hängen in einem Gierdurchsetzten Teenagerhirn, wo bei man natürlich nie die ganzen Real-Zeit-Physische-Realiät-Prozesse sieht und wahrnimmt die der Mensch hinter sich hat und auch nich weiß was der dafür machen und durchmachen musste – Man sieht nur das Ergebnis und dieses Ergebnis erlebte ich als „angenehm“ und praktisch. Zum Beispiel erzählte er das er Anfangs mehrere Jahre im Ausland tätig war und wie dies nicht einfach war, er Sprachen lernen musste, sich durchsetzen, lernen, viel arbeiten und so weiter und ich erinnere mich das ich dachte „Cool, sicher ein Abenteuer – das kann ich/will ich auch“ und das bewunderte „weil ich die Tropen so Cool finde“ aber die erzählungen von Malaria ignorierte, was natürlich eine verklärte Sicht der Tatsachen ist – Eigentlich ignorierte ich die Malaria nicht, aber er hatte ein eine Art das zu erzählen als sei es Cool gewesen, er hat es überlebt und ist lebendig zuückgekommen – Wieder eine Heldengesichte im Kampf ums Überleben als Soldat im Wirtschaftsystem

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